Erprobung der virtuellen Realität (I) – Erster Schritt: Hospitation in der realen Welt an der Druckmaschine.

Ein wichtiger Bestandteil des Projekts InProD2 ist die Anpassung und Erprobung der bestehenden Lernmodule, die als Social-Virtual-Learning-Module für die Medientechnologen Druck im Rahmen von SVL 2020 entwickelt wurden. Die Anpassung erfolgt, orientiert an den Lernvoraussetzungen der Fachpraktiker für Medientechnologie Druck, sowohl methodisch-didaktisch als auch sprachlich-inhaltlich. Was bedeutet das konkret? Nach den ersten gesammelten Erfahrungen während der Erprobungen mittels VR-Brille und dem Lösen der Lernaufgaben in der virtuellen Druckerei, haben wir festgestellt, dass die Lerneinheiten für unsere Auszubildenden im Berufsbildungswerk kleinteiliger werden müssen.

Der Ausbilder erklärt die Druckmaschine

Der Ausbilder erklärt während der Wartungsroutine den Aufbau des Druckwerkes an der Druckmaschine.

Wir haben als erstes (während der turnusmäßigen Wartung der Druckmaschine SM 52) in unserer Ausbildungsdruckerei hospitiert. Dort konnten wir beobachten, wie der verantwortliche Ausbilder zusammen mit zwei Auszubildenden, den Ausbau, die Ablage und die Reinigung der Walzen eines Farbwerks durchführt. Wir konnten nachvollziehen wie die korrekten Arbeitsschritte beim Ausbau der Walzen erfolgen. So konnten wir wesentliche Lerninhalte der digitalen Lernmedien mit den Anforderungen der Praxis vergleichen. Wir beobachteten sowohl die technischen Abläufe als auch die methodisch-didaktische Arbeitsweise der Ausbilder bei der Vermittlung der Ausbildungsinhalte. Die Funktionsweise, die Durchmesser und die Materialien der Walzen eines Farbwerks lassen sich besonders gut und anschaulich bei Wartungsarbeiten an der Druckmaschine zeigen und erklären. Im Ausbildungsrahmenplan der Fachpraktiker für Medientechnologie Druck ist u.a. unter Punkt 5, Pflegen und Warten von Druckmaschinen, festgelegt: Grundeinstellungen der Druckmaschine überprüfen, Maschine nach Vorgaben justieren und Maschinenpflege und -wartung nach Vorgaben durchführen.

Bei unserer Hospitation legten wir den Schwerpunkt auf die Beobachtung der Reihenfolge des Walzenausbaus. Das Erlernen dieser bestimmten Reihenfolge beim Ausbau und Einbau der Walzen und der daraus resultierenden Funktionsprinzipien ist ebenfalls Bestandteil des SVL-Moduls 1: Aufbau eines Offset-Farbwerkes.

Das Maschinenbuch

Blick in das Maschinenbuch

Das wichtigste Nachschlagwerk während des Ausbaus der Walzen ist das Maschinenbuch.

Die Lehrunterweisung startete mit der Einweisung in das Maschinenbuch und den grundsätzlichen Aufbau des Druckwerks. Grundlage jeder Wartungsroutine ist das Maschinenbuch, ein Ringordner, der mehrere hundert Seiten enthält. Dort werden in kleinteiligen Textabschnitten mit Untergliederungen, unterstützt von Abbildungen, die ordnungsgemäßen Arbeitsschritte vorgegeben. Laut Aussage der Ausbilder benötigen die Auszubildenden ein gute Lesekompetenz und ein hohes Abstraktionsvermögen, um selbständig mit Hilfe des Maschinenbuchs zu arbeiten. Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind plausibel. Die Sätze sind kurz und knapp formuliert. Wichtige Bauteile sind hervorgehoben.

Die Ausbilder haben die Möglichkeit, in Ruhe mit den Auszubildenden die Abschnitte des Maschinenbuchs zu lesen. Teilweise lesen die Azubis laut vor und die Ausbilder zeigen die entsprechenden Bauteile in der Maschine und demonstrieren den richtigen Gebrauch des Werkzeuges. Teilweise haben die Auszubildenden Probleme beim Lesen und Erfassen der Arbeitsschritte und der anschließenden Ausführung. Wichtig ist es, dass die Auszubildenden ein Gefühl für das Herausheben der Walzen, das Gewicht der Walzen bekommen und lernen, die Walzen gleichmäßig aus den Lagern zu heben und nicht zu verkanten. Diese Übertragung der Anweisungen aus dem Maschinenbuch in echte Handlung begleiten die Ausbilder in der Regel in einer 1:1-Begleitung. Die kleinschrittige Herangehensweise, die Wiederholungsrate und die Geduld der Ausbilder verringert die Unsicherheit der Azubis.

Fazit

Das Lernen in der virtuellen Realität dient dem Wiederholen und dem Vertiefen. Die Auszubildenden haben mit dem SVL-Modul 1 die Möglichkeit, entweder das bereits Gelernte und Geübte selbständig zu wiederholen und zu festigen, oder aber selbständig die virtuelle Lernumgebung zu erkunden und Aufgaben zu lösen. Dadurch können sie sicherer an der echten Maschine agieren. Die Feedbacks in der virtuellen Realität erscheinen allerdings noch nicht passgenau genug. Der Ablauf der Arbeitsschritte ist noch nicht kleinteilig genug. Aus diesem Grund passen wir die SVL-Module an die Lernvoraussetzungen der Fachpraktiker an, in dem wir die textoptimierten Fachinhalte einsetzen, Einstellungen anpassen und andere farbliche Hervorhebungen an den Bauteilen vornehmen. Wir blenden bei Bedarf zusätzliche Informationen ein, so dass der Lernende in der virtuellen Realität weitere visuelle Unterstützung erhält.

Dazu veröffentlichen wir in Kürze einen weiteren detaillierten Beitrag. Zweiter Teil!